Ist eine Praxisstrategie sinnvoll? Zumindest verfolgen 48 Prozent der zahnärztlichen Praxen keine klare strategische Ausrichtung, so das Ergebnis einer Kurzbefragung, an der sich 266 niedergelassene Zahnärzte und Zahnärztinnen beteiligt haben. Eine Nachlässigkeit, denn insbesondere mit der Konzentration auf Methoden oder Zielgruppen können Praxen Mehrwerte bieten.
Die meisten Zahnärzte und Zahnärztinnen fokussieren sich mit ihrer Praxis vorrangig auf Ihre Hauptaufgabe, nämlich ihre Patienten und Patientinnen gut zu versorgen. Über die langfristige Ausrichtung ihrer Praxis machen sie sich aber offensichtlich weniger Gedanken. Es ist grundsätzlich nichts daran auszusetzen, eine allgemein-zahnärztliche Praxis ohne besondere strategische Ausrichtung zu führen. Viele können von solchen Praxen gut leben, insbesondere in schwächer versorgten Regionen sind diese oft auch lukrativ. Das sagt auch der renommierte Ökonom und Harvard-Professor Michael Porter. Dieser sagt, dass Unternehmen erfolgreicher sind, wenn Sie sich auf eine strategische Hauptrichtung festlegen und nicht im Mittelmaß bleiben. Eine klare Praxisstrategie ist deshalb absolut sinnvoll.
In einer Befragung während der BWL-Vorlesungsreihe gaben die Teilnehmenden Auskunft zum Thema Strategie deutscher Zahnarztpraxen erhalten. Demnach stehen bei 24 Prozent derjenigen Praxisinhabenden, die eine Strategie haben, bestimmte Behandlungsmethoden im Mittelpunkt. Rund jeder fünfte konzentriert sich auf spezielle Zielgruppen. Weniger (6 Prozent) streben eine Kostenführerschaft an.
Abbildung: Wettbewerbsstrategie nach Michael E. Porter (angepasst)
Von den Praxen mit einer klaren Strategie fokussieren sich nach der oben erwähnten Umfrage die meisten (52 Prozent) auf bestimmte Behandlungen wie z. B. auf Implantologie, prothetische Versorgung, Endodontie, nachhaltige Zahnerhaltung oder KFO. Das hat mehrere Vorteile: Eine richtig gewählte Spezialisierung ermöglicht eine Konzentration auf individuelle Stärken. Und was man oft und gut macht, macht man auch effizienter. Auf diese Art können beispielsweise auch spezielle Geräte für diese Behandlungen intensiver genutzt werden. Oder benötigtes Material kann in größeren Mengen und damit oft auch zu günstigeren Preisen bezogen werden. Dies alles verspricht Skalierungseffekte und damit einhergehend höhere Praxisgewinne. Eine passende Fokussierung bringt zudem den Behandelnden mehr Freude am Beruf und fördert einen langfristigen Praxiserfolg.
Ebenfalls erfolgversprechend ist die Ausrichtung auf eine besondere Zielgruppe wie z. B. Kinder, Senioren, Familien, Migrationsgruppen, Geschäftsleute (‘Business Sprechstunde’) oder Phobiepatienten. Diese Ausrichtung ist aber im Vergleich nicht ganz so häufig anzutreffen, wie auch die Kurzbefragung bestätigt. Demnach spezialisieren sich 19 Prozent strategisch klar auf Zielgruppen.
Beide Strategien, sowohl in Schwerpunkt oder Nische, können mit dem Ansatz einer Kosten- oder Preisführerschaft oder auch mit einer Differenzierungsstrategie kombiniert werden. Ein typisches Beispiel: Dr. X legt einen Schwerpunkt auf Implantologie und forciert das Wachstum durch konsequente Optimierung der Abläufe und niedrigpreisige Implantate und Suprakonstruktionen, um Patienten implantologische Versorgungen zu niedrigen Kosten anbieten zu können.
Strategien können sich nur voll entfalten, wenn sie die konkreten Verhältnisse (Fähigkeiten, finanzielle Ressourcen, räumliche Restriktionen, verfügbare Fachkräfte) und Gegebenheiten des Umfeldes (Einzugsgebiet, Kaufkraft, Wettbewerb durch andere Praxen) berücksichtigen.
Zudem spielt auch der Wohlfühlfaktor eine große Rolle. Nicht jedem Zahnarzt liegt es, eine Großpraxis zu betreiben oder Leistungen hoch abzurechnen. Und nicht jeder kann und möchte immer seine Arbeitsabläufe optimieren. Es ist auch nicht jedermanns Sache, bis zur Erschöpfung zu arbeiten, nur damit sich der Gewinn extrem steigert. Die Strategie muss zum Menschen passen und nicht umgekehrt. Diversität ist also auch bei strategischen Ausrichtungen naturgemäß ein effizienzschaffender Zufriedenheitsmacher für Praxen und ihre Patienten und Patientinnen – und deshalb auch ausdrücklich empfohlen.
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