Steigende Preise &
Kaufkraftverlust

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Ohne gute Einbindung der Mitarbeiter wird es schwierig

Derzeit stehen die steigenden Kosten einem deutlichen Kaufkraftverlust gegenüber. Im folgenden Interview erläutert Prof. Dr. Bischoff wie freiberufliche Zahn-/Ärzte auch unter den herrschenden Gegebenheiten ihr Praxis wirtschaftlich stabil halten können und welche Maßnahmen nun konkret erforderlich sind.  

Prof. Bischoff, wie unterscheidet sich die derzeitige wirtschaftliche Situation im Vergleich zur „Corona-Krise“?

Prof. Dr. Bischoff: Die aktuelle wirtschaftliche Lage lässt sich mit den Herausforderungen der Coronazeit nicht vergleichen. Die Inflation und die sich andeutende Rezession trifft freiberufliche Zahnärzt*innen in mehrfacher Hinsicht. Zum einen steigen die Praxiskosten.  Zum anderen verteuert sich die private Lebenshaltung. Den Mitarbeitern und Patienten ergeht es nicht viel anders. Die kommenden Monate werden vermehrt von Gehaltsforderungen und Diskussionen bei Zuzahlungen geprägt sein. Der herrschende Fachkräftemangel macht alles nicht leichter.

Wie beurteilen Sie die Kostenentwicklung konkret für Zahn-/Arztpraxen?

Prof. Dr. Bischoff: Das lässt sich allgemeingültig schlecht beantworten. Die Herausforderung für die Praxen besteht darin, dass die Praxiseinnahmen im gleichen Umfang steigen sollten, wie die Kosten der Praxis. Wenn beispielsweise die Kosten um 7 % steigen, wäre die Herausforderung, dass möglichst auch die Praxiseinnahmen um 7 % steigen sollten. Nur dann bleibt die Kostenquote konstant. Wenn nur die Kosten steigen, bleibt dem Praxisinhaber immer weniger von seinen Einnahmen als Gewinn und das bei einer Inflation, die auch seinen Privatbereich trifft. Er hätte in diesem Fall nicht nur weniger Gewinn, sondern er könnte sich dafür immer weniger leisten.

Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie Ihren Mandanten?

Prof. Dr. Bischoff: Die Erhöhungen der Praxis- und Lebenshaltungskosten zwingen die Praxen das Honorarvolumen dauerhaft zu erhöhen. Das GKV Finanzstabilisierungsgesetz erschwert dies jedoch ungemein. Denn ein Großteil der Honorare kommen über die KV bzw. die KZV. Es stellt sich also die Frage, welche Honorare, die direkt mit dem Patienten abgerechnet werden, verteuert werden können. Gut wäre, wenn die Praxen auf der anderen Seite z. B. durch Rabatte auf Implantate oder niedrigpreisigere Prothetik die Steigerung der Gesamtbelastung für ihre Patienten verringern könnten. Denn viele Patienten haben wegen der Preissteigerung weniger Geld in der Tasche.

Auch an einer anderen Schraube wird noch mehr gedreht werden müssen: Wie können zum Beispiel Abläufe weiter optimiert werden, um mehr Behandlungen pro Stunde durchzuführen.

Sie sehen also in der ökonomischen Herausforderung auch Chancen zur Praxisoptimierung?

Prof. Dr. Bischoff: Ja klar. Aber bei vielen Praxen ist die Optimierung bereits weitgehend ausgereizt. Nehmen Sie eine Landpraxis, die aufgrund der Unterversorgung bereits einen Zeitschlüssel von weniger als 10 Min. je Patient erreicht hat. Noch wichtiger ist aber heute, bei Mitarbeitern kein Gefühl dauerhafter Überlastung zu erzeugen. Gerade bei der Generation Z stoßen Sie mit Prozessoptimierung nicht unbedingt auf Begeisterung. Wer hier übertreibt, läuft in Gefahr, dass Mitarbeiter zu einem Kollegen oder einer Kollegin wechseln.

Auch hier ist demnach ganz entscheidend, wie Mitarbeiter eingebunden werden. Gibt es hierfür ein Konzept?

Prof. Dr. Bischoff: Sie haben vollkommen recht, ohne eine gute Einbindung der Mitarbeiter wird es schwierig. Mitarbeiter erwarten Gehaltserhöhungen, um die gestiegenen Lebenserhaltungskosten auffangen zu können. Für Gehaltserhöhungen benötigen die Praxen steigende Praxiseinnahmen. Ich rate, in den Personalgesprächen zu versuchen, die Gehaltserhöhungen ganz oder teilweise mit steigenden Praxiseinnahmen zu verknüpfen. Ich mache es mal konkret:

Eine Praxis hat 700 T€ Praxiseinnahmen und 140 T€ (20 %) an Personalkosten für Stuhlassistenz und Verwaltung. Es wird den Mitarbeitern angeboten, dass sie bei ansonsten gleichem Gehalt von jedem Euro, der über 700 T€ liegt, 20 % als Prämie erhalten.

Ein Beispiel: Die Praxiseinnahmen erhöhen sich auf 800 T€. Die Gehälter bleiben gleich. Die Mitarbeiter erhalten aber zusammen eine Prämie von 20 % von 100 T€, also von 20 T€. Das nur als Grundprinzip. Die Einzelheiten sind komplex. Aber es lohnt sich, denn durch eine solche Regelung koppeln Sie Personalkosten mit der Entwicklung der Praxiseinnahmen. Richtig gestaltet, motiviert das die Mitarbeiter und bringt Ihre Praxis in die richtige Richtung. Zur Steuerung kann man sehr schöne Auswertungen heranziehen.

Gerade in der heutigen Zeit ist folglich der Blick auf die eigenen Zahlen und die Entwicklung besonders wichtig. Nicht nur bei dem Verhältnis von Personalkosten zu Praxiseinnahmen. Worauf sollte man dabei achten?

Prof. Dr. Bischoff: Die meisten arbeiten heute mit Buchhaltungsauswertungen wie der BWA und informieren sich zusätzlich über Statistiken aus ihrer Praxissoftware. Wir meinen, das reicht nicht mehr! Denn vergleichen Sie einmal die abgerechneten Leistungen Ihrer Praxissoftware mit Ihren Praxiseinnahmen lt. BWA. Das sind unterschiedliche Zahlen. Jeder dieser Datenquellen kann Ihnen nur zeigen, was in dieser Quelle abgespeichert wurde. Das geht besser und ohne zusätzlichen Aufwand an Zeit, Geld und ohne zusätzliche Technik.

Der Trick dabei ist, die Buchhaltung, Statistiken aus der Praxissoftware und andere Datenquellen – wie z. B. KZBV Jahrbuch, Google Analytics, Ihr Zahnärzte-Praxis-Panel, eigene Aufzeichnungen – zu verknüpfen und auszuwerten.

Wie das geht, wurde von der Bergischen Universität und unserem Hause entwickelt und wird in 1.000 Praxen in ganz Deutschland angewendet. Das Konzept heißt »PraxisNavigation® und unsere Mandanten nutzen dies natürlich seit Jahren erfolgreich. Das Schöne ist, Sie verstehen es ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse. Denn Grafiken machen Entwicklungen sichtbar. Vergleiche zeigen ganz konkret Optimierungspotentiale. Man sieht, was sich rechnet und was nicht. Diese Informationen helfen gerade in einer Zeit wie der heutigen, die Übersicht zu behalten und das Richtige zu tun. 

Prof. Dr. Bischoff, vielen Dank für das Gespräch
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